Die Glasbläser auf Mallorca
Mallorquinische Glasbläser
Genau dort, wo es auf Mallorca am heißesten ist, dort ist die nächste Glasbläserei gewiss nicht weit. In einem östlichen Außenbezirk Palmas, Campanet, Algaida und S’Esgleieta herrschen regelmäßige Temperaturen von über 1500 Grad Celsius: wenn Kunsthandwerker in diesen Städten und Dörfern kleinere und größere Kunstwerke aus Glas anfertigen.
Die mallorquinische Glasbläserei: eine uralte Tradition
Die Glasbläsereien Lafiore, Menestralia und Gordiola sind einige der beliebtesten Ausflugsziele Mallorcas. All diese Werkstätten verbindet die Gemeinsamkeit, an eine Jahrtausende alte Tradition anzuknüpfen. In der Tat widmeten sich Phönizier bereits um 600 v. Chr. der Glasverarbeitung. Damals stellte dieser Völkerstamm Glas her, indem Sand- und Tonformen in flüssiger Form ineinander gegossen wurden. Heute lässt sich aus älteren Funden aus dieser Zeit erkennen, dass die Römer vermutlich an diese Tradition anknüpften. Araber produzierten bereits buntes Glas, das sie hauptsächlich in grüner Farbe herstellten. Besonders markant waren die verschnörkelten Formen, die bei der Glasherstellung zu dieser Zeit eine wichtige Rolle spielten.
Das Auf und Ab der Glasindustrie
Der Einzug der neuen Herrscher brachte eine Herstellung von fein gefertigten Weingläsern mit sich. Doch die Befeuerung der Schmelzöfen führte zu einem so großen Holzverlust, dass ganze Wälder abgeholzt wurden. Dennoch tat diese Entwicklung der Glasbläserei keinen Abbruch. Italiener brachten neue Impulse der Glaskunst nach Mallorca. Ein fantastisches Beispiel hierfür sind die Fensterrosetten der Kathedrale La Seu in Palma. Auch die Gründung der bis heute bestehenden Glasmanufaktur Gordiola in Algaida zu Beginn des 18. Jahrhunderts war ein Meilenstein der mallorquinischen Glasindustrie.
Die Renaissance der Handwerkerkunst
Doch spätestens mit dem Boom des Tourismus auf Mallorca erlebte die traditionelle handwerkliche Glaskunst auf der Insel eine Wiederentdeckung. Bis heute existieren auf Mallorca drei riesige bekannte Glasbläsereien, in denen Besucher den Glasbläsern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen können. Es ist faszinierend anzusehen, wie die im Brennofen zubereiteten Materialien in den großen Brennöfen zu Lampenteilen, Figuren, Vasen oder Gläsern verschmelzen. Daraufhin greifen die Glasbläser zu Metallrohren – sogenannten Canyas – an denen die erhitzten Gläser wie kleine Ballons aufgeblasen werden. Mithilfe von Zangen bringen die Kunsthandwerker die kleinen Meisterwerke letztendlich in Form, bis die Arbeiten durch Wasser abgekühlt werden. Diesen Anblick erleben die meisten Besucher vermutlich nicht alle Tage.